Die Bedeutung von Saatgutvielfalt für eine nachhaltige Landwirtschaft

Saatgutvielfalt: Ein Schlüssel für Brandenburgs nachhaltige Landwirtschaft

Warum Saatgutvielfalt so wichtig ist

Die Vielfalt unseres Saatguts ist mehr als nur ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit. Sie ist die Grundlage für eine widerstandsfähige und zukunftsfähige Landwirtschaft, gerade in Zeiten des Klimawandels. Stellen Sie sich vor, unsere Felder wären nur mit einer einzigen Pflanzensorte bestellt – ein einziger Schädling, eine extreme Dürreperiode, und die gesamte Ernte wäre vernichtet. Genau hier liegt die immense Bedeutung der Saatgutvielfalt: Sie ist unsere Versicherung gegen unvorhersehbare Ereignisse und sichert langfristig unsere Ernährung.

Mehr als nur Geschmack: Die ökologischen Vorteile

Alte Sorten, wie sie auf Streuobstwiesen zu finden sind, bergen einen wahren Schatz an genetischer Vielfalt. Diese Vielfalt ist nicht nur für den Gaumen interessant. Sie bietet auch entscheidende ökologische Vorteile. Viele alte Sorten sind robuster gegenüber Krankheiten und Schädlingen, wie das Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee betont. Das bedeutet weniger Bedarf an Pflanzenschutzmitteln – ein Gewinn für die Umwelt und unsere Gesundheit. Darüber hinaus fördert eine vielfältige Pflanzenwelt die Artenvielfalt insgesamt, indem sie Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Insekten und andere Tiere bietet. Bongerten (Streuobstwiesen) dienen als wichtige Lebensräume, wie auf Bongert.lu nachzulesen ist.

Saatgut in Gefahr

Leider ist diese wertvolle Vielfalt bedroht. Weltweit sind in den letzten 100 Jahren über 90 Prozent aller Pflanzensorten verschwunden, wie Slow Food Deutschland berichtet. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Industrialisierung der Landwirtschaft, die Konzentration auf wenige Hochleistungssorten und restriktive Saatgutgesetze haben dazu geführt, dass viele traditionelle Sorten vom Markt verdrängt wurden. Wenige multinationale Konzerne kontrollieren einen Großteil des globalen Saatgutmarktes, wie ein Bericht des European Environmental Bureau verdeutlicht.

Die Rolle der Politik: Zwischen Förderung und Einschränkung

Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für den Saatgutmarkt. In der Vergangenheit haben Saatgutverkehrsregelungen, wie sie ProSpecieRara kritisiert, die Vielfalt eher eingeschränkt als gefördert. Das Ziel, die Produktivität zu steigern, führte zu einer Vereinheitlichung des Sortenangebots. Glücklicherweise gibt es auch positive Entwicklungen. In der Schweiz wurde beispielsweise die Kategorie „Nischensorten“ eingeführt, um den Anbau vielfältiger Gemüsesorten zu ermöglichen.

Initiativen für Saatgutvielfalt in Brandenburg

Auch in Brandenburg gibt es zahlreiche Initiativen, die sich für den Erhalt der Saatgutvielfalt einsetzen. Der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg (VERN) bewahrt beispielsweise rund 2.000 alte Nutzpflanzensorten und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Der NABU Regionalverband Westhavelland e.V. engagiert sich ebenfalls, wie auf ihrer Website zu erfahren ist. Solche Initiativen sind unverzichtbar, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Saatgutvielfalt zu schärfen und den Anbau alter Sorten zu fördern.

Saatgut-Workshops: Wissen weitergeben

Ein praktisches Beispiel für das Engagement sind Workshops, in denen die Teilnehmer lernen, wie man Saatgut alter Sorten gewinnt und somit einen Beitrag zur Erhaltung der genetischen Vielfalt leistet. Ein solcher Workshop, der sich speziell dem Anbau alter Tomatensorten widmet, wird von der BNE.NRW angeboten. Die Teilnehmer erfahren dort, wie wichtig die Vielfalt des Saatguts für eine widerstandsfähige Landwirtschaft ist. Der Anbau alter Sorten geht über reine Nostalgie hinaus und leistet einen wichtigen Beitrag zur biologischen Vielfalt.

Was jeder Einzelne tun kann

Jeder von uns kann einen Beitrag zur Erhaltung der Saatgutvielfalt leisten. Das fängt im Kleinen an: Bauen Sie alte Gemüsesorten im eigenen Garten oder auf dem Balkon an. Unterstützen Sie Initiativen, die sich für den Erhalt der Saatgutvielfalt einsetzen, wie VERN oder den NABU Westhavelland. Achten Sie beim Einkauf auf Produkte aus alten Sorten. Besuchen Sie Saatguttauschbörsen, um seltene Sorten zu entdecken und weiterzugeben. So tragen wir gemeinsam dazu bei, die Vielfalt auf unseren Tellern und Feldern zu bewahren.

Saatgutvielfalt: Eine Investition in die Zukunft

Die Erhaltung der Saatgutvielfalt ist nicht nur eine Frage des Geschmacks oder der Tradition. Sie ist eine Investition in die Zukunft unserer Landwirtschaft und unserer Ernährung. Indem wir die genetische Vielfalt unserer Kulturpflanzen bewahren, sichern wir unsere Fähigkeit, auf zukünftige Herausforderungen wie den Klimawandel zu reagieren. Es ist an der Zeit, die Saatgutvielfalt als das zu erkennen, was sie ist: ein unschätzbarer Schatz, den es zu bewahren gilt.